Auf dem Sprung in den Spitzensport — BERLIN HAT TALENT entdeckt und fördert begabte Kinder wie Helene (9). Aber auch solche mit motorischen Defiziten

Helene mit ihrem Idol Melanie Bauschke

Etwa 250.000 der 3,5 Mil­lio­nen Ber­li­ne­rin­nen und Ber­li­ner sind Kin­der und Jugend­li­che zwi­schen sechs und 15 Jah­ren. In vie­len die­ser jun­gen Men­schen schlum­mert ein sport­li­ches Talent. Mit ent­spre­chen­der Unter­stüt­zung, Fleiß und Dis­zi­plin kön­nen es die Begab­tes­ten unter ihnen bis zu inter­na­tio­na­len Titeln, viel­leicht sogar zu einem Olym­pia­sieg schaf­fen. Ande­re Kin­der und Jugend­li­che wie­der­um haben so gro­ße moto­ri­sche Defi­zi­te, dass nur geziel­te För­de­rung sie vor medi­zi­ni­schen Spät­fol­gen bewahrt. Vor­aus­set­zung für bei­des – die sport­li­che Kar­rie­re und die gesund­heit­li­che Prä­ven­ti­on – ist eine früh­zei­ti­ge Erkennung.

Genau hier setzt BERLIN HAT TALENT an. Das bun­des­weit ein­ma­li­ge Gemein­schafts­pro­jekt von Lan­des­sport­bund Ber­lin und der Senats­ver­wal­tung für Bil­dung, Jugend und Wis­sen­schaft hat sich zum Ziel gesetzt, die moto­ri­schen Fähig­kei­ten von Kin­dern in ganz Ber­lin zu unter­su­chen und kon­ti­nu­ier­lich zu ver­bes­sern. Mit dem wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Instru­ment „Deut­scher Moto­rik-Test“ zur Mes­sung moto­ri­scher Fähig­kei­ten von Kin­dern und Jugend­li­chen wer­den Aus­dau­er, Kraft, Schnel­lig­keit, Koor­di­na­ti­on und Beweg­lich­keit getes­tet. Die Kin­der der drit­ten Schul­klas­sen in Ber­lin durch­lau­fen ihn im Sportunterricht.

Die neun­jäh­ri­ge Hele­ne aus Pan­kow ist eines die­ser Kin­der, von dem Sport­leh­rer und Trai­ner jetzt schon sagen: Das Mäd­chen ist ein Rie­sen­ta­lent. Es muss geför­dert und gefor­dert wer­den. Denn wenn ein Kind erst den Spaß an der eige­nen Leis­tung ent­deckt, bleibt es dem Sport erhal­ten und hat viel­leicht eine gro­ße Kar­rie­re vor sich. Und sie­he da: Wäh­rend die meis­ten ande­ren Kin­der ihres Alters die Zeit vorm Fern­se­her, an der Spie­le­kon­so­le oder am Smart­phone ver­brin­gen, geht Hele­ne zwei­mal die Woche zum Trai­ning in ihrem Leicht­ath­le­tik­ver­ein, der LG Nord. Und am Wochen­en­de schiebt sie mit Papa Tobi­as sogar Extra­schich­ten im Gar­ten, um noch schnel­ler zu lau­fen und noch wei­ter zu sprin­gen. „Wenn ich eine Urkun­de und eine Medail­le bekom­me, freue ich mich jedes Mal rie­sig. Ich träu­me davon, spä­ter mal bei Olym­pi­schen Spie­len anzu­tre­ten. Das wäre das Größ­te, was ich mir vor­stel­len kann“, sagt Helene.

Sie war schon als Baby quir­li­ger als ihr Zwil­lings­bru­der Hen­ri. Sie ist so schnell durch die Zim­mer gekrab­belt, dass wir kaum hin­ter­her kamen“, sagt Mut­ter Ulri­ke. „Damals nann­ten wir sie im Scherz ‚Schne­cke’.“ Den Spitz­na­men konn­te das Kind inzwi­schen „abschüt­teln“. Heu­te ist sie die „schnel­le Hele­ne“, die sogar vie­len gleich­alt­ri­gen Jungs die Fer­sen zeigt. Mit hand­ge­stopp­ten 7,7 Sekun­den auf 50 Metern ist sie in ihrem Jahr­gang eines des schnells­ten Mäd­chen Ber­lins. Beim Vor­ent­scheid der Ber­li­ner Schu­len hat sie sich sogar einen von nur acht Start­plät­zen beim ISTAF am 6. Sep­tem­ber im Olym­pia­sta­di­on gesi­chert. Ihre Para­de­dis­zi­plin ist aber der Weit­sprung. Da hat sie in die­sem Jahr mit 4,26 Metern eine neue Best­wei­te auf­ge­stellt. Ein Vor­bild hat Hele­ne natür­lich auch schon: Mela­nie Bausch­ke, die Hoch- und Weit­sprin­ge­rin vom LAC Olym­pia 88 Ber­lin. „Ich habe sie beim ISTAF INDOOR im Febru­ar sprin­gen sehen und mag sie sehr“, sagt Helene.

Die 9‑Jährige ist das per­fek­te Bei­spiel dafür, wie BERLIN HAT TALENT Sport und Gesund­heit bei Kin­dern för­dern und for­dern möch­te. Denn ins­ge­samt nimmt das Akti­vi­täts­ni­veau von Kin­dern in Deutsch­land apo­the­ke online seit Jah­ren kon­ti­nu­ier­lich ab. Hier­zu­lan­de errei­chen ledig­lich 15 Pro­zent der Kin­der und Jugend­li­chen zwi­schen vier und 17 Jah­ren das von der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on emp­foh­le­ne Min­dest­maß an Bewe­gung von 60 Minu­ten täg­lich (Quel­le: WHO, 2014).

Foto: Tilo Wiedensohler/camera4